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Leseprobe:

Maria Theresia

Leider sollten die Kuriere nicht mehr viele Briefe zwischen den Schwestern hin und her zu spedieren haben. Zehn Monate nach ihrer Hochzeit erwartete Marianne ihre Niederkunft.

Mit Bangen, aber auch in zärtlicher Hoffnung fieberte Maria Theresia diesem Ereignis entgegen. "In diesen Tagen", schrieb sie, "wagte ich kaum mehr zu atmen." Seltsam bei dieser Frau, die fast jedes Jahr wohlgemut das Kreißbett bestieg, die sich kaum je über Beschwerden der Schwangerschaft, über die Schmerzen der Geburt beklagte! Um die Schwester zitterte sie. "Denn ich weiß, was eine Niederkunft bedeutet - und denke nur mit Schrecken daran." Gingen böse Ahnungen in ihr um?

Am 2. Oktober traten bei Marianne verfrüht die Wehen ein. Vier Tage quälte sie sich vergeblich. Am 5. Oktober empfing sie die Sterbesakramente, am 6. gebar sie ein totes Kind. Immerhin hofften die Ärzte, das Leben der jungen Mutter erhalten zu können.

Wieder stürzte Maria Theresia an den Schreibtisch, um die jüngere Schwester mit Zärtlichkeiten zu überschütten. So bitter die Totgeburt: Hauptsache ist und bleibt Mariannes Genesung. "Denken wir jetzt nur an Ihre Wiederherstellung und versenken wir uns nicht in traurige Betrachtungen. Gewiß wird uns Gott helfen..." Und im Nachsatz die Warnung: "Nehmen Sie sich kein Beispiel an mir, denn ich war immer nur zu glücklich bei meinen Entbindungen, mehr als ich es verdient habe."

Redaktion: Alexandra Linder M.A. und Michael Ragg

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