Aktuell
Portrait
Rundfunk
Presse
Download
Gästebuch
Gästebuch
Gästebuch
Impressum
 

 

Leseprobe:

Herrscherinnen. Neun Frauenleben, die Geschichte machten

 

Leseprobe (Elisabeth I.):

Doch damit war die Gefahr keineswegs gebannt. Das wußte Elisabeth, und zu ihrem Glück begriff es auch ganz England. Es begann ein hektischer Wettlauf mit der, dank Drake, gewonnenen Zeit. In den Reedereien wurde ein Schiff nach dem anderen auf Kiel gelegt. Die Städte wetteiferten mit Krone und Adel. Hastig wurde Erz gefördert, wurden Kanonen gegossen. Die Pulvermühlen hatten Hochbetrieb. Da war kein Handwerk, das nicht mittat, kein Erfinder, Bastler und Mechaniker, der sich nicht irgendeine Verbesserung an Schiffen, Waffen und Ausrüstungen einfallen ließ. Das ganze Volk war wie von einem Fieber ergriffen, von dem einig flammenden Willen, die eigene Freiheit zu bewahren. Auch die Katholiken schlossen sich nicht aus. Auch sie schienen verstanden zu haben, daß das Leben unter ihrer "guten Königin Bess" seine erfreulichen Seiten hatte und daß es auf jeden Fall der Willkür einer Fremdherrschaft vorzuziehen sei. Vielleicht hätte sich die Nation um einen männlichen Herrscher, um einen König nicht in so einmütigem Eifer geschart. Vielleicht meldeten sich jetzt halb unbewußte Instinkte zu Wort, die das weilbliche Oberhaupt schützen, das "Mutternest" verteidigen wollten.

Eine "etwas andere" Rezension findet sich im Internet unter www.ceiberweiber.com, einer feministischen Website:

Befaßt frau sich mit historischen regierenden Geschlechtsgenossinnen, siehe da, plötzlich tauchen all die Eigenschaften auf, die ansonsten "männlicher Macht" zugeschrieben werden. (...) Bei manchen Herrscherinnen war die Ehe eine recht unbeliebte Einrichtung: sie dachten nicht daran, ihren dynastischen Pflichten nachzukommen und dem Reich Erben zu schenken. War doch auch die Erbfolge stets nur deshalb bei ihnen gelandet, weil alles irgend stammbaummäßig erreichbare Männliche gestorben war, ohne männliche Nachfolger zu zeugen. Die Herrscherinnen konnten sich unter ihren Höflingen bedienen und würden hinter vorgehaltener Hand Gegenstand derber Scherze, wenn sie alterten und immer jüngere Liebhaber nahmen. Diese Männer wurden oftmals, auch weil sie abenteuerlustig waren, mit Aufgaben betreut, die sie mehr oder weniger erfolgreich erledigten oder an denen sie scheiterten. (...)

Die Herrscherinnen erhielten zwar eine bessere formale Bildung als andere adelige Frauen, doch konzentrierte sich dies meist auf Sprachen: Christine von Schweden lernte zusätzlich noch weitere Sprachen, sodaß (sic) erstaunt berichtet wurde, sie spräche lateinisch, deutsch, französisch, italienisch, holländisch und griechisch und habe Kenntnisse des Hebräischen und Arabischen. In Staatskunde oder Ökonomie wurden sie allerdings nicht unterrichtet, im Gegensatz zu den potentiellen männlichen Herrschern. Fast alle von ihnen eigneten sich daher unermüdlich weiteres Wissen an und bemühten sich, im Vergleich mit den anerkannten männlichen Geistesgrößen ihrer Zeit zu brillieren. (...)

Fussenegger korrigiert auch die allgemeine Ansicht, daß je höher ein Mensch hierarchisch steht, desto größer auch seine Freiheiten seien. Die Herrscherinnen und andere Frauen ihrer Schicht waren jedoch massiven Zwängen ausgesetzt, denen sie sich zu unterwerfen hatten, wenngleich sie in der einen oder anderen Sache durchaus gegen die an sie gerichteten Erwartungen rebellierten. Unsterbliche Mythen ranken sich schließlich nicht um Herrscherinnen, sondern um jene Frauen, die sich machtlos gaben, wie etwa Elisabeth von Österreich. Die Flucht vor Verpflichtungen scheint attraktiver zu sein, weil Herrschen doch mit der traditionellen Frauenrolle im Widerspruch steht. Zumal Herrscherinnen auch machtpolitisch aktiv waren, Kriege führten, Piraterie begünstigten (wie Elisabeth I.), Gegner ermorden ließen und Leibeigenschaft wie Folter duldeten. (...)

Redaktion: Alexandra Linder M.A. und Michael Ragg

Bitte beachten Sie unsere Seite "Aktuelles".