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Leseprobe:

Bourdanins Kinder

Friedrich, oder, wie ihn seine Geschwister immer noch nannten: Fritzchen - auch er war in die Fußstapfen seines Vaters getreten und war zur Armee gegangen, auch er war ausgemustert, allerdings nur als Leutnant der Infanterie. Während Roderich, zur Technik übergewechselt, in Wien den Ingenieur, vorab für Bahn- und Brückenbau, erworben hatte, war Friedrich ein begeisterter Militär. Er liebte alles, was damit zu tun hatte: Waffen, Uniformen, Kasernen, Paraden - und sogar Befehlsgebrüll, also alle Dinge und Ritualien, die Gehorsam voraussetzten, Gehorsam verlangten und den Vollzug des Gehorsams bestätigten. Wenn er vor seiner Truppe marschierte und hinter sich den Gleichschritt hörte, wie er rhythmisch über das Pflaster knallte, fühlte er sich erhoben, beglückt und irgendwie erschüttert; und wenn er eine Truppe defilieren sah, bei klingendem Spiel, die Fahne voran, mußte er sich Gewalt antun, daß ihm nicht Tränen der Freude in die Augen traten. Den militärischen Gruß leistete er mit begeisterter Präzision - und selbstverständlich erwartete er von allen anderen dasselbe.

Für ihn war die Armee etwas wie ein Orden, der einem Gott zu dienen hatte, der Gott war das Vaterland, war der Kaiser - und seit einiger Zeit diente er, Friedrich, noch einem anderen angebeteten Untergott, einem Erzherzog, der ihn zu seinem persönlichen Adjutanten gemacht hatte: eine Ehre, die Friedrich mit geradezu verzweifelter Anstrengung jeden Tag von neuem zu verdienen versuchte. Erzherzog Eugen war, ganz anders als viele seinesgleichen, eine auffallend schöne und anziehende Erscheinung - und klug genug, sich den nahezu irren Diensteifer des jungen Mannes zunutze zu machen. Er überhäufte ihn mit Aufgaben und stachelte ihn mit gelegentlichen Gunsterweisungen zu schrankenloser Anhänglichkeit auf.

Dieser Arglos-Glühende geriet in den Dunstkreis des Radruber Drachens. Und der Untergott selbst hatte das Rad in Bewegung gesetzt:....

Redaktion: Alexandra Linder M.A. und Michael Ragg

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